Als freie Künstlerin arbeite ich mit unterschiedlichen Materialien und füge sie nach dem Prinzip des Sampling neu zusammen. Ich sehe die Fotografie, ebenso wie die Collage und die Installation als mein künstlerisches Medium und verbinde mitunter alles miteinander. Hierbei stelle ich einen theoretischen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Medienformaten her und beschäftige mich sich mit der Bedeutung von übereinanderliegenden Schichten, die das darunter liegende an ausgewählten oder zufälligen Stellen freigeben. Im Bereich der Fotografie arbeite ich im Medium der Doppelbelichtung und erzeuge auf diese Weise den Eindruck von verschiedenen Schichten in einem Bild, da Teile mehrerer Aufnahmen zugleich zu sehen sind. Es ergeben sich so Kombinationen von Formen und Farben, die den Bereich des Realen verlassen. Die Collagen annektieren dieses Prinzip gewissermaßen und verbinden verschiedenste Motive miteinander, während sie zugleich an das Aussehen einer Plakatwand erinnern, die stets Altes gegen Neues austauscht. Bei unter anderem der Projektarbeit „GRH“, welche mit dem MKW-Stipendium ausgezeichnet worden ist verbinde ich mit dieser speziellen Formgebung, die sich jeweils unterschiedlich ereignet, einmal zufällig und einmal durch gezieltes auswählen einen spezifischen kritischen Gehalt, der sich gegen die ständige Suggestion der Werbewelt einer hochtechnisierten und kapitalistischen Warenwelt richtet. Die realgetreue Abbildung wird hier zum Mittel der Suggestion auf einer Oberfläche, wie einer Plakatwand und die Vermischungstechnik zu etwas, wie dem Gegenteil, während darunterliegendes nicht verleumdet und stattdessen stets sichtbar gemacht wird.
Mit NE.LO möchte ich das künstlerische Schichtenprinzip des Aufdeckens und Freigebens in ein für sich stehendes visuelles Ausdrucksmedium transformieren. Hierfür möchte ich transparente Stoffe nach einigen Vorlagen einer neuen Serie von Papierarbeiten mit dem Titel „NE.LO“ produzieren lassen und installiere sie in langen Bahnen in den Raum hinein hängend. Durch die versetzte Platzierung der durchscheinenden Stoffe an geeigneten Aufhängungen wird beim Rezipienten, welcher sich durch sie hindurch und an ihnen vorbei bewegt der Eindruck von Durchblick und Anblick erzeugt. Die Installation adaptiert das Schichtenprinzip der künstlerischen Bildvorlagen, welche sich mehr und mehr an die Vorgehensweisen der Fotografie anlehnen und hierdurch einen stärkeren Realitätsbezug erschaffen und nebenbei die suggestiven die Strategien einer Werbewelt aufdecken. Die Installation ermöglicht ein Herausheben der künstlerischen Bildvorlagen aus ihrer zweidimensionalen Flächigkeit, sodass der Rezeptgonsprozess zu einem Erlebnis der Begegnung werden kann bei dem die konzipierenden Aspekte zunehmen. Der Rezipient erlebt die geschichteten Bilder hierbei als halbdurchsichtige Folien vor dem Hintergrund des schmalen länglichen sight-spezifischen Ausstellungsraumes und anderen konzipierenden Aspekten wie dem Lichteinfall, während sich der Eindruck der Durchsicht mit dem Aspekt der Bewegung und des daran vorbei Blickens mischt. Der Blick des Rezipienten fällt beim Betrachten und Durchgehen der transparenten Stoffe unweigerlich auch auf andere konzipierende Aspekte, sodass sich ein Feld der Kommunikation ergibt, welches angeregt und definiert wird durch die künstlerische Arbeit „NE.LO“. Die Projektarbeit „NE.LO“ stellt auf diese Weise ein Kommunikationsmedium dar und dient weniger ihrer schlichten Selbstdarstellung, als einer Anregung eines Dialoges im Ausstellungsraum mit sich selbst als über sich einausweisenden Kommunikationsgegenstand.

Die künstlerischen Papiervorlagen entstehen nach dem Prinzip des Sampling, welches alltägliche Medien adaptiert, um neues zu formulieren und thematisieren die Wahrnehmung des Betrachters, welcher Formen stets aus der Erinnerung wiedererkennt und das Gesehene stets unvermittelt bekannten Strukturen zuordnet. Die Papierarbeiten brechen diese Strukturen auf und erschaffen die Möglichkeit zur Neuerfahrung von eigentlich bekanntem und machen auf Sehgewohnheiten aufmerksam. Dieses Prinzip der künstlerischen Papiervorlagen habe ich bereits in „GRH“ begonnen und im Laufe der Projektarbeit begonnen weiter zu entwickeln zu einem offeneren Prinzip, welches mehr oder weniger detailliert bekannte Strukturen aufbricht und etwas neues formuliert. Die Ergebnisse in vielfacher Ausführung sind ergreifend und nahezu überwältigend, während sich ihr Schaffensprinzip auf besondere Weise mit dem Prinzip der Vorhänge im Raum verbinden lässt und von diesem aufgegriffen wird. Die herabhängenden transparenten Stoffe bilden eine Art Folie vor der realen Umgebung und scheinen diese auf diese Weise zu verändern, sodass diese als eine neu erfahrbare Realität erscheint und erfahrbar gemacht wird. Die gewohnten Strukturen des Ausstellungsraumes, wie auch der in ihm enthaltenen Rezipienten werden auf diese Weise aufgegriffen und verändert erfahrbar gemacht, sodass sich eine neue Erfahrung der Institution, wie auch der interpersonellen Kommunikation ergeben kann.

Mit dem Projekt „NE.LO“ möchte ich einige in „GRH“ bereits angeschnittene Aspekte weiterdenken und ein neues künstlerische Prinzip entwickeln, welches den angeschnittenen Gedankengang in eine andere Richtung fortführt. Hierbei werden Aspekte der Verräumlichung bedeutsam, während die Wahrnehmung des Rezipienten zunehmend ins Zentrum der künstlerischen Arbeit rückt. Ich möchte sowohl das Prinzip der künstlerischen Installation weiterdenken in eine Richtung, die das verändernde Prinzip der Papiervorlagen aufgreift und sich zudem aus deren Zweidimensionalität löst, als auch das Prinzip der künstlerischen Papiervorlagen, die zunehmend gewohntes und fotografisches zeigen, um es umso eindeutiger in ein gegenteiliges Prinzip zu verkehren, welches auf besondere Weise gewohnte Strukturen aufbricht und die Wahrnehmung zum Gegenstand der künstlerischen Arbeit macht. Für die Anfertigung von eigenen Stoffen werde ich einigen materiellen Aufwand aufbringen müssen, während eine transparente Stoffbahn mit den Maßen 3000mm x 1500mm etwa mit einem Kostenaufwand von 600 bis 900 Euro beglichen wäre. Hinzu kämen geeignete eigens gefertigte Aufhängungen aus Metall und einiger Arbeitsaufwand und die Anmietung von Arbeitsräumen.





















